Intimfries. Eine junge Küstelerin präsentiert sich in der Sargfabrik.
Ihr Thema ist der Frauenkörper, ihr eigener Körper. Anna Schreger, geboren 1977, Künstlerin, vor allem Zeichnerin, (Druck-)Grafikerin, eigentlich noch Studentin in der vorzüglichen Damisch-Grafikklasse an der Universität der bildenden Künste. Ihr Thema manifestiert Bewußtsein, Körperbewußtsein, Frauenbewußtsein.
Maria Lassnig hatte schon zu Beginn der 60er Jahre große Körperempfindungsbilder geschafen, auch damals waren diese Ausdruck eines aufkommenden Frauenbewußtseins. Heute hat das neue Körperbewußtsein gerade bei jungen Künstlerinnen ein breites und vielschichtiges Spektrum gewonnen, ist facettenreich geworden. Und eine diese bemerkenserten künstlerischen Facetten repräsentiert Anna Schreger mit ihren Arbeiten, vor allem jetzt mit ihrem “Intimfries”.
Vor einiger Zeit von einem Paris-Stipendium zurückgekommen, wo sie Zeit gefunden hatte, sich mit ihrem Körperthema intensiver auseinanderzusetzen, suchte die junge Künstlerin einen Ort in Wien, an dem sie Ergebnisse ihrer künstlerischen Körperrecherchen umsetzten konnte. “Dabei wollte ich nicht einfach in einer Ausstellung Blätter hinhängen, sondern einen Ort direkt bespielen”, sagt sie. Und da es in der Sargfabrik schon zwei Mal Ausstellungen gegeben hatte, bei denen junge Künstlerinnen und Künstler die “location” direkt bespielten, suchte Schreger, die selbst in der Sargfabrik wohnt, sich hier eine Möglichkeit. Und sie fand diese in der oberen Fensterscheibenreihe des Sargfabrik-Restaurants. Auf sieben 2,20 x 2,20 m großen Scheiben – jede zweite aus der Reihe – übertrug sie mit 1:1-Vorzeichnung und Farbwalze ihre intimen, einfarbig schwarzen Körperzeichnungen. Es sind zu Papier gebrachte Assoziationen von Beinen, Händen, Brüsten, Vagina, manche primäre Geschlechtsorgane, aber auch die Erotik von Fingern und Zehen.
Und da Schreger durchaus ein Händchen für Umsetzten und Präsentieren hat – so gibt es z.B. zwei gekonnte Radierungen-Leporellos mit dem Titel “Haare haben” – schuf sie zu ihrem “Intimfries” auch einen zwölfteiligen Siebdruckzyklus in einer kleinen 7er-Auflage.
Dieter Schrage, Wiener Kunsthefte, März 2001.