Weichteileverdichten

 

2011, im neunten Jahr der Reihe 4Viertel Kunst bei Wittmann, laden die Wittmann Möbelwerkstätten die Künstlerin Anna Schreger (*1977) ein, eine Arbeit speziell für den Schauraum am Wiener Karlsplatz zu realisieren. Unter dem Titel WEICHTEILEVERDICHTEN entwickelt die Künstlerin eine zweiteilige Arbeit, die die Glasfassade des Schauraums und den Glaspavillon bespielt.

 

In Anna Schregers Zeichnungen geht es immer wieder um die Faszination am Taktilen, am Erfassen über den Tastsinn, am Be-Greifen: Hände in Großaufnahme knoten oder knüpfen, arbeiten mit Stoffen wie mit Therapiewerkzeugen; Körper rekeln sich auf Tischplatten um Stoffbahnen, die sie umhüllen, beschützen, die gleichzeitig aber auch intime Einblicke gewähren. Für Wittmann hat Anna Schreger dieses Thema weiterformuliert. Ausgehend von verschieden gelagerten, weichen Rohmaterialien, die die Künstlerin während ihres Werkrundgangs in Etsdorf gesehen und dokumentiert hat, entwickelt Schreger neue Kompositionen. Als Umrisszeichnungen hält sie einzelne Stapel fest, die sie zu formalen Arrangements verdichtet.

Für die Glasfassade des Schauraums schiebt Schreger diese geschichteten Weichteile – einem Bollwerk gleich – zwischen die Welt des öffentlichen Stadtraums und die des privaten Wohnraums. Wie beiläufig stehengelassen wirken die amorphen Haufen vor der Fassade, die die Künstlerin ins Monumentale steigert. Auf den plakativen Illustrationen im Glaspavillon konzentriert sich Schreger auf einzelne Materialstapel, denen sie menschliche Körper kollageartig einschreibt. Die abfotografierten, gesichtslosen Figuren fügen sich den abstrahierten Formen, gleichzeitig nehmen sie sie in Besitz und krönen sie.

 

section.a / Oktober 2011.